Unsere Reise fällt in die "Green Season" (Regenzeit). Statistisch sind in Botswana im März 7 Regentage im Norden und 5 im Süden mit nur wenig Niederschlag zu erwarten, der kurz und heftig fällt. Klima und Wetter (Statistik und Empirie) sind natürlich 2 Paar Schuhe.(2) Das schon gestern schwächelnde Wetter kippt. Im Süden baut sich eine dunkle Wolkenwand auf, durch die wir zum nächsten und letzten Etappenziel unserer Botswana-Reise fliegen, dem Tau Pan Camp im Central Kalahari Game Reserve.(3) Über der Kalahari scheinen sich alle Himmelsschleusen zu öffnen, um die Wüste zu bewässern.(4) Ihren Höhepunkt erreichen die Niederschläge just bei unserer Landung auf dem Tau Pan Airstrip.
Über Aktivitäten am Tau Pan Camp berichtet der Post: Das Bessere ist der Feind des Guten - Aktivitäten in der Central Kalahari (4.-7.03.2017)
Abschieds-Drive im Okavango Delta - Fotogalerie Abschieds-Drive
Am Morgen sucht Simon nach Spuren der Löwen, die gestern in die Kanana Concession eingedrungen sind. Bei der Fahrt durch das Gelände fährt sich wieder einmal der Jeep fest. Diesmal stecken wir aber nicht im Sumpf, sondern im tiefen Sand und benötigen keinen Traktor, der uns befreit. Mit Hilfe eines Spatens schaufelt uns Simon frei.
Um 8:00 Uhr findet Simon ein Löwenpaar. Einer der beiden von uns gestern abend beobachteten männlichen Löwen hat sein Objekt der Begierde gefunden. Die Auserwählte zeigt sich paarungsbereit.(5) Eine Weile beobachten wir das Löwen-Porno, aber die Zeit drängt, weil July und Ian bald abreisen.
Wir fahren zum Airstrip, an dem der Buschflieger, der die Australier zum nächsten Camp ihrer Reise transportiert, prünktlich eintrifft. Landung, Verabschiedung, Einstieg und Start sind in 10 Minuten absolviert.
Mit Simon und Robby setzten wir unsere Exkursion fort, die sich jedoch bis zu unserer Kaffeepause als nur noch wenig ergiebig erweist.
Um kurz nach 11:00 Uhr kehren wir bei inzwischen einsetzendem Regen zum Airstrip zurück, an dem uns BT erwartet, Manager des Kanana Camps, um 2 Lunchpakete zu übergeben. Mit Lunchpaketen haben wir nicht gerechnet, aber sie helfen, weil wir das nächste Etappenziel erst am Nachmittag erreichen.
Flug vom Okavango Delta zur Central Kalahari - Fotogalerie des Fluges
Trotz des mittlerweile schwierigen Wetters trifft der Buschflieger prünktlich ein. Simon und Robby verabschieden uns mit Umarmungen.(6) Großes Lob und riesigen Dank an Simon, Robby und alle Mitarbeiter des Kanana Camps. Ihr arbeitet hart für uns und macht einen großartigen Job. Ihr seid Spitze!
Im Buschflieger sitzen bereits Anne und Robert(7), 2 gewichtige, in Florida residierende us-amerikanische Pensionäre, die vor uns abgeholt wurden und nun gemeinsam mit uns zum Tau Pan Camp fliegen. Unser Flug führt über Maun, wo eine Zwischenlandung stattfindet, während der das Flugzeug aufgetankt wird und der Pilot wechselt. Auf dem 25-minütigen Flug nach Maun durchqueren wir kurzzeitig eine Schlechtwetterfront, in der das Kleinflugzeug ordentlich durchgeschüttelt wird. Nach turbulenten 5 Minuten wird es ruhiger und wir haben wieder Aussicht auf die Landschaft des Okavango Deltas und später auf Maun.(8)
Auf dem 50-minütigen Weiterflug zum Tagesziel haben wir Glück und können ein ausgedehntes Regengebiet mit dunkler Wolkenwand westlich passieren. Aus der Luft betrachtet wirkt die Landschaft der Kalahari nicht besonders spannend. Am Boden finden wir diesen Eindruck in den nächsten Tagen bestätigt. Wildreichtum und eine vielfältige Pflanzenwelt rechtfertigen dennoch einen Besuch der Kalahari.
Inmitten des Central Kalahari Game Reserve liegt das Tau Pan Camp auf einer Düne über der namensgebenden Tau Pan. Beim Anflug zum Tau Pan Airstrip blicken wir aus der Höhe auf das Camp.
Am Airstrip erkennen wir einen Safarijeep, in dem vermutlich unser Guide auf uns wartet. Während der Landung setzt ein Wolkenbruch ein. Die Maschine verlassen wir erst bei etwas nachlassendem Regen und flüchten sofort unter eine Tragfläche. Von oben sind wir zwar ein wenig geschützt, stehen aber in einer sich ausdehnenden und vertiefenden Wasserlache. Von triefnassen Hosenbeinen und Socken dringt Wasser in die Schuhe ein.(9)
Matt und Kustom, unsere Guides, sind mit Regenponchos und Plastiksäcken vom Safarijeep zum Flugzeug geeilt. Nachdem wir Ponchos übergestreift und Taschen in Plastiksäcken verstaut haben, stapfen wir durch Wasserlachen zum offenen Safarijeep, dessen Dach eher gegen Sonne schützt, die wir in den nächsten Tagen selten sehen werden. Auf der 10-minütigen Fahrt zum Camp zieht der Regen vorerst ab.
Tau Pan Camp im Central Kalahari Game Reserve - Fotogalerie Tau Pan Camp
Im Zentralgebäude empfängt uns das Management mit dem üblichen Prozedere und informiert über Einrichtung, Tagesablauf und Verhaltensregeln. Wie üblich in Botswana, ist das Camp nicht eingezäunt, sodass nach Einbruch der Dunkelheit Wege zwischen Unterkunft und Zentralgebäude nur in Begleitung eines Guides zurückgelegt werden dürfen und der Aufenthalt auf der Terrasse einer Unterkunft nicht ratsam ist. Das Camp verfügt über 9 komfortable, reetgedeckte Zelt-Chalets. Aktuell beherbergt das Camp außer uns Neuankömmlingen 4 weitere Gäste aus Belgien und Australien (die morgen abreisen) und ein französisches Paar, das nach uns eintrifft.
Das in Richtung Tau Pan offene Zentralgebäude steht auf einer großen und etwa zur Hälfte mit Reet überdachten Holzplattform. Der überdachte Teil des Gebäudes schützt eine Selfservice-Bar, Sitzgruppen, einen kleinen Shop, eine Mini-Bibliothek und die Charging Station. Unter dem Dach nehmen Gäste und ihre Guides Mahlzeiten gemeinsam an einer langen Tafel ein. Die nicht überdachte Hälfte der Plattform wird als Terrasse genutzt, auf der sich eine Feuerstelle und ein Pool befinden.
Wir beziehen Unterkunft Nr. 4. Der Bungalow steht auf einer Holzplattform unter einem Reetdach und besteht auf Wohnraum und Terrasse. Unser Wohnraum ist großzügig dimensioniert und komfortabel eingerichtet, aber schlecht beleuchtet und vermag keine Emotionen angenehmer Wohnlichkeit zu wecken. Das Camp wurde 2009 errichtet und zeigt einige Alterungsspuren, obwohl die Sanitäreinrichtung unserer Unterkunft offensichtlich kürzlich erneuert worden ist und Betten von bemerkenswert guter Qualität sind. Wände der Unterkunft bestehen aus einem Holzrahmen, den eine feste Zeltplane umspannt. In Richtung Tau Pan ist die Zeltplane mit abdeckbaren Panoramafenstern aus Insektenschutznetzen durchbrochen. Das Panorama bleibt jedoch über 3 Tage bescheiden. Während des Tages können wir die Terrasse wetterbedingt nicht nutzen. In der Dunkelheit ist die Nutzung der Terrasse wildbedingt untersagt. Nachts hören wir Löwen nahe beim Camp, in einer Nacht sogar unmittelbar an unserer Unterkunft.
Nach der Anreise aus dem Kanana Camp empfinden wir das Tau Pan Camp als Abstieg in die 2. Liga. Abgesehen vom Wetter und den nicht nur wetterbedingt eingeschränkten Aktivitäten in der Region ist dieser Eindruck teilweise der Einrichtung des Camps geschuldet, er entsteht aber insbesondere aufgrund einer nicht mehr als routiniert und gegenüber Gästen distanziert agierenden, Mannschaft, die selbst wenig Begeisterung zeigt und darum auch keine Begeisterung vermitteln kann. Immerhin erleben wir am Tag unserer Anreise den einzigen interessanten Sonnenuntergang.
Anmerkungen
- Über die Anreise zum Okavango Delta, das Kanana Camp und Aktivitäten im Delta berichten 2 Posts:
- Flug von der Linyanti-Region zum Kanana Camp, ein Juwel im Okavango Delta
- Aktivitäten in der Kanana Concession, Okavango Delta (1.-4.03.2017) - Die Regenzeit 2016/17 zeigt in Botswana deutlich mehr Regentage und
größere Niederschlagsmengen als üblich, wobei es entgegen der Regel im
Süden mehr regnet als im Norden. Im Jahresvergleich fällt so viel Regen
wie zuletzt vor 17 Jahren.
Für die Wüste ist Regen ein Geschenk. Uns bereitet der bald nachlassende, aber während unseres 3-tägigen Aufenthaltes immer wieder zurückkehrende Regen keine Freude. Regen taucht die Landschaft in ein suppiges graues Licht, verschlammt die Landschaft, gefährdet unsere technische Ausrüstung und sorgt für unangenehme Feuchtigkeit in Kleidung und Wohnräumen. - Mit einer Fläche von 52000 km² zählt das Central Kalahari Game Reserve zu den weltweit größten Nationalparks. Die 16 deutschen Nationalparks (Stand: Mai 2015) umfassen – ohne Nord- und Ostseeflächen – rd. 2145 km². Mit den Meeresflächen sind es rd. 10.478 km². Bis auf Bayern mit 70.550 km² Fläche sind alle deutschen Bundesländer kleiner.
- Umgangssprachlich wird die Kalahari als Desert (Wüste) bezeichnet. Seit 10.000 - 20.000 Jahren breitet sich jedoch auf den Sanddünen Pflanzenwuchs mit Gräsern, Dornensträuchern und Akazienbäumen aus, so dass sich die Kalahari zu einer Trockensavanne entwickelte.
- Alle paar Minuten findet eine Kopulation statt. Die Löwin legt sich auf den Bauch, der Liebhaber besteigt sie und ist nach wenigen Sekunden schon wieder herunter. Nach der Kopulation ruhen die beiden kurz im Gras, ehe sie einige Schritte weiter gehen und wieder zur Sache kommen. Dieses Programm läuft über meistens 5 Tage ca. 40 Mal am Tag und wird für Zuschauer bald langweilig.
- Die Verteilung von Trinkgeldern an Guides ist keine Pflicht, wird aber
im Rahmen informell kursierender Trinkgeldrichlinien erwartet. Wenn Trinkgelder in diesem Rahmen bleiben, verabschieden Guides ihre Gäste mit
Handschlag. Wer noch etwas draufpackt, wird beim Abschied umarmt. Simon
und Robby haben exzellente Arbeit geleistet, die wir entsprechend
honorieren.
Aus Deutschland bedanken wir uns noch einmal bei Simon mit einem Päckchen. Die Idee kam während eines Tischgesprächs auf, bei dem Simon anmerkte, dass er gerne deutsch lernen würde, weil die meisten seiner Gäste aus Deutschland kämen, ihm aber Lernhilfen fehlen würden. Nach Rückkehr beschaffen wir einen Audio-Sprachkurs 'Deutsch für Engländer', ein Wörterbuch 'Deutsch-Englisch/Englisch-Deutsch' sowie ein Büchlein mit englisch-deutschen Texten für Alltagssituationen. Das Material ist zusammen mit einer Fotosammlung auf DVD per Briefpost nach Botswana versendet. - In den nächsten Tagen outet sich Robert als großer Musikfan. Er selbst ist oder war aktiver Hobby-Jazzmusiker. Seine Passion gilt jedoch klassischer Musik der Spätromantik und insbesondere den Werken von Richard Strauss und Richard Wagner. Aufgrund seiner Beschäftigung mit diesen Werken kennt Robert einige deutsche Begriffe, die wir meistens schlecht verstehen, weil Robert sie englisch bzw. amerikanisch ausspricht.
- Maun ist mit ca. 55.000 Einwohnern (2011) fünftgrößte Stadt Botswana und gilt als touristische Hauptstadt des Landes. Aus der Luft wird deutlich, dass Maun eine riesige Streusiedlung ohne urbanes Zentrum ist.
- Da es während des gesamten Aufenthaltes immer wieder regnet, können unsere Schuhe nicht mehr vollständig trocknen. Feuchtigkeit zieht auch in andere Kleidungsstücke.
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