Mittwoch, 2. Januar 2008

Elephant Drive im Damaraland

Wüstenelefant im Aba-Huab Gebiet, Damarland
Im Damaraland ist Tourismuspolitik bewusst auf Nachhaltigkeit, Qualität und Exklusivität ausgerichtet. Die größten Attraktionen des Damaralandes sind neben einer wachsenden Population von Nashörnern eine Familie Wüstenelefanten, die sich an die Bedingungen dieser Region anpassen konnte. Die Elefantenherde zieht durch Täler des Huab und seiner Nebenflüsse, allesamt 'Riviere' (ephemere Trockenflüsse), die nur episodisch Wasser führen. Grundwasser und dessen Austritte ermöglichen das Überleben solcher Pflanzen, von denen sich Elephanten ernähren. Nachts besuchen sie jedoch auch Farmen, um nach Futter zu suchen und an offenen Wasserstellen zu trinken, was dazu führte, dass die menschlichen Nahrungskonkurrenten nahezu ausgerottet wurden. Die Etablierung eines ökologischen Tourismus rettete Elefanten und Rhinos. Vom Tourismus profitieren nicht nur vom Aussterben bedrohte Tierarten, sondern auch Damara People, weil Arbeitsplätze, Märkte, Bildungs- und Wirtschaftsinfrastruktur entstehen und schließlich auch von Elefanten verursachte Schäden reguliert werden. Die scheinbare Idylle trügt jedoch.* Fotogalerie Elephant Drive

Gestern haben wir vom Doro !Nawas Camp eine kleine Exkursion im Damara-Bergland zur Twyfelfontein unternommen. Wirklich spannend wird es jedoch erst heute. Auf Empfehlung unseres Reiseveranstalters unternehmen wir im Flußbett des trockenen Aba-Huab eine geführte Pirschfahrt, auf der wir nach Wüstenelefanten suchen. Der "Elephant Drive" erweist sich als Höhepunkt unserer Namibia-Reise.

Sonnenaufgang im Doro !Nawas Camp, DamarlandKurz vor Sonnenaufgang werden wir um 6:00 Uhr geweckt. Das Frühstück im Doro !Nawas Camp ist exklusiv für uns organisiert. Ein paar Wölkchen halten sich noch am Himmel auf, verschwinden aber mit der aufsteigenden Sonne. Noch ist es recht frisch, aber das ändert sich bald.






   

Pirschfahrt im Aba-Huab Gebiet, DamarlandUm 7:00 Uhr starten wir in einem offenen, überdachten Landrover als einzige Gäste der Pirschfahrt. Elefanten in diesem großen Gebiet aufzustöbern, erfordert viel Erfahrung und auch ein wenig Glück. Lester, unser Guide, macht uns gleich zu Beginn der Tour klar, dass er nicht dafür garantieren könne, Elefanten zu finden. Wir vertrauen auf Lesters Fähigkeiten.
Unsere erhöhte Sitzposition ermöglicht einen perfekten Überblick. Die Route führt durch das trockene Flussbett des Aba Huab, der zuletzt im Jahr 2005 Wasser geführt hat. Dass es trotzdem grünt, ist auf eine  Anpassung von Bäumen und Sträuchern zurückzuführen, deren Wurzeln bis zu 30 m in die Tiefe reichen, um Grundwasser aufzunehmen.



Pirschfahrt im Aba-Huab Gebiet, DamarlandWährend der Fahrt erhalten wir von Lester laufend Hinweise und Erklärungen zu Pflanzen und Vögeln. Wenn er den Eindruck hat, dass wir etwas nicht verstehen, zieht er ein Bestimmungsbuch aus seinem Rucksack und schlägt gezielt eine Seite mit Beschreibungen auf. Obwohl Lester deutlich mehr beschäftigt ist als wir, erblickt seine erfahrene Aufmerksamkeit jedes Wild lange vor uns. Lester zeigt uns Geier, Lorries, Schakale und weiteres Wild, das wir uns nicht vollständig merken können. Nebenbei suchen seine Blicke nach Spuren der Elefanten, die er auch tatsächlich immer wieder findet. Aus Art und Alter der Spuren schließt er, wann die Elefanten zuletzt hier vorbeigekommen sind und welche Richtung sie genommen haben.



Gepard im Aba-Huab Gebiet, DamarlandPlötzlich wird Lester lebhaft. Er hat zwei der seltenen und sehr scheuen Cheatahs (Gepards) gesichtet, auf die er uns aufmerksam macht. "Great luck", meint Lester. Wenn das so ist, sollten uns auch die Elefanten nicht entgehen. Ein Gepard kreuzt unseren Weg und ist im Zentrum des Fotos unterhalb des schattigen Hügels zu erkennen.





Springbockherde im im Aba-Huab Gebiet, DamaralandEine Gruppe Springböcke grast im offenen Gelände. Besonders nahrhaft scheint uns ihre Kost nicht zu sein. Kein Wunder, dass die Tiere so schlank sind. Als Nahrungskonkurrenten der Menschen standen Springböcke kurz vor der Ausrottung. Als Wappensymbol Südafrikas genießen sie mittlerweile höhere Wertschätzung, so dass sich die Bestände erholen konnten. Trotzdem sind Springbockfilets in vielen guten Restaurants als besondere Delikatesse auf Speisekarten zu finden. Geschmack, Aussehen und Konsistenz erinnern an Rehfilet.  




Kudubulle im Aba-Huab Gebiet, DamarlandIn der Nähe eines Gebüschs hält sich ein Kudubulle auf (Weibchen sind hornlos). Kudus ernähren sich von Laub und jungen Zweigen. Das Gebüsch bietet ihnen aber auch Schutz vor ihren Feinden.
In Restaurants des südlichen Afrikas ist Kudufleisch ein typisches Wildgericht. Am Abend wird es in unserem Camp ebenfalls Kudu geben. Diesem Bullen geht es derweil noch gut.





Oryx-Antilopen im Aba-Huab Gebiet, DamarlandZwei Oryxantilopen kreuzen unseren Weg. Hörner tragen beide Geschlechter, weshalb sie aus der Distanz kaum zu unterscheiden sind. Ausgewachsene Oryxe können sich sogar gegen Großkatzen verteidigen. Diese Großantilopen sind an das Leben in Wüstenregionen hervorragend angepasst und können tagelang ohne Aufnahme von Wasser auskommen. Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit wurden Oryxe als Wappensymbole Namibias gewählt.




Impala im Aba-Huab Gebiet, DamarlandAus der dornigen Uferböschung des Aba-Huab beobachtet uns ein Impala. Impalas zählen zur bevorzugten Beute von Geparden und müssen gerade heute besonders vorsichtig sein. 
Wir sind bereits 2-3 Stunden unterwegs. Lester glaubt inzwischen zu wissen, wo sich die Elefanten aufhalten bzw. zu finden sind. Bevor es zum Showdown kommt, schlägt Lester eine Pause vor, bei der er Kaffee, gekühlte Getränke und Cookies anbietet.
 





Junge Elefantenbullen im Aba-Huab Gebiet, DamarlandDann ist es endlich so weit. Lester erkennt im Gelände zwei Elefantenjungbullen und steuert auf sie zu. Die Elefanten scheint das nicht weiter zu irritieren. Artfremde Feinde müssen sie inzwischen nicht mehr fürchten. Bei Farmern sind die Elefanten nicht unbedingt beliebt, aber seitdem Tourismus eingesetzt hat, sind die Elefanten geschützt und Farmer erhalten einen Ausgleich für Schäden, die Elefanten anrichten. 






Elefantenherde im Aba-Huab Gebiet, DamarlandJungbullen werden aus der Herde verstoßen, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Allein oder zu zweit ziehen sie durch das Gelände, halten sich aber gerne in der Nähe der Herde auf, die daher nicht weit weg sein sollte. Tatsächlich, vor uns entdeckt Lester die kleine Elefantenherde, die insgesamt 12 Tieren umfasst und von der erfahrensten Kuh geleitet wird. Vorsichtig fährt Lester an die Herde heran, stoppt aber auch immer wieder, um Fotos zu ermöglichen.





Elefantenherde mit Jungtieren im Aba-Huab Gebiet, DamarlandDie Herde ist nervös. Es gibt Jungtiere, die erst eine Woche alt sind und besonderen Schutz benötigen. Außerdem ist vor zwei Tagen die Leitkuh verstorben. Den Kadaver haben wir unterwegs im Flußbett gesehen. Jetzt hat eine neue Leitkuh die Führung übernommen und muss sich erst einmal in ihre Rolle eingewöhnen.







Wüstenelefant im Aba-Huab Gebiet, Damarland
Offensichtlich haben wir Grenzen eines zu respektierenden Sicherheitsabstandes überschritten. Einem der Alttiere wird das zu bunt und trabt schnaubend in unsere Richtung. Um eine Konfrontation zu vermeiden, legt Lester den Rückwärtsgang ein und setzt das Fahrzeug zurück. Dem Alttier scheint das zu reichen. Es dreht ab und geht zurück zur Herde.
Wir wollen die Herde nicht weiter stören und drehen ebenfalls ab. Lester hat einen hervorragenden Job geleistet. Danke, Lester! Hochzufrieden fahren wir gegen Mittag zurück zum Doro !Nawas Camp. Den Nachmittag werden für eine kleine Exkursion in Eigenregie zum Petrified Forest nutzen.
 



* Anmerkungen zur Wassersituation im Huab-Gebiet
Kommerzieller Farmbetrieb, Dämme im Bereich des Aba-Huab, steigender Wasserverbrauch im östlichen Huabtal und in Khorixas sowie erhöhter Weidedruck lassen den Grundwasserspiegel im Unterlauf des Huab absinken und zahlreiche Quellen austrocknen. Diese Abnahme gefährdet zunehmend die Population der Wüstenelefanten, für die der Huab zusammen mit anderen Rivieren die Lebensgrundlage darstellt. (Wikipedia: Huab)

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