Unser Rückflug nach Frankfurt startet erst am Abend. Den Tag nutzen wir für eine Erkundung der Museumslandschaft in Windhoek. Das Zimmer müssen wir war zwar nach dem Frühstück räumen, aber unser Gepäck können wir im Guesthouse deponieren und erhalten das großzügige Angebot, vor unserer Abreise im Guesthouse zu duschen. Der Tag beginnt gut und endet mit Überraschungen. Fotogalerie Windhoek
Wir
 beginnen unsere Kulturtour mit dem ältesten Gebäude Windhoeks, der 
"Alten Feste". Errichtet wurde die Festung von den deutschen 
Kolonialtruppen ab dem Jahr 1890, das inzwischen als das Jahr der 
Grundsteinlegung der Stadt Windhoek gesehen wird. Die Festung beherbergt
 heute ein Staatsmuseum für geschichtliche und nationalkundliche Themen.
 Auf der Straßenseite gegenüber befindet sich das Goethe-Institut. Wir 
halten das für den richtigen Platz, um dort unser Auto zu parken. In 
unmttelbarer Nähe zur Festung befindet sich ein Reiterdenkmal, das 1912 
zu Ehren der in den Nama- und Herero-Kriegen gefallenen deutschen 
Soldaten errichtet worden ist. An diesem peinlichen Ort möchten wir uns 
nicht aufhalten und gehen schnell noch ein Stück weiter, um einen Blick 
auf die Christuskirche zu werfen, die als Wahrzeichen Windhoeks gilt. 
Errichtet wurde die Kirche in den Jahren 1907 bis 1910 unter deutscher 
Bauleitung. Bemerkenswert sind Jugendstilelemente der Architektur und
 die von Kaiser Wilhelm II. gestifteten bunten Glasfenster der Apsis.
Für
 den Besuch des Staatsmuseum in der Alten Feste ist kein Eintritt zu 
zahlen, aber eine Donation wird erwartet. Wir sind heute die ersten 
Besucher und bleiben während des Rundgangs auch nahezu unter uns. Die 
Ausstellung bringt uns den Freiheitskampf Namibias aus Sicht der 
Befreiungsbewegung SWAPO von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart näher. 
Wir können durchaus einiges lernen, was sich jedoch bei uns nicht 
verfestigt, weil die Bezugspunkte fehlen. Formal ist die Präsentation 
schlicht und enttäuscht unsere Erwartung an ein Staatsmuseum. Wir 
assoziieren eher Heimatmuseen einer euopäischen Kleinstadt. Das 
Museumskaffee passt sich im Hinblick auf Größe, Stil und Angebot dem 
schwachen Besucheraufkommen und dem Stil des Hauses an. Trotzdem freuen 
wir uns über diese Option und nutzen sie gerne.
Unsere
 nächste Station soll die National Art Gallery sein, die einzige Art 
Gallery in Namibia für zeitgenössische Kunst des Landes. Der Besuch 
verspricht spannend zu werden und auch hier ist der Eintritt frei. Dass 
wir auch hier keine Besucherströme finden, macht uns zunächst nicht 
stutzig, sondern halten wir eher für typisch. Doch dann stellt sich 
heraus, dass die Art Gallery geschlossen ist. Grund und Dauer der 
Schließung können wir nicht ausmachen und fragen darum einen wichtig 
ausschauenden Herren, der aus dem Gebäude kommt. Er bestätigt, was wir 
selbst bereits erkannt haben und begründet den Status mit einer 
Umorganisation der Sammlung, die aber bald abgeschlossen sei. Da das 
Haus heute nicht mehr öffnet, ziehen wir weiter.
Unsere
 letzte Station ist das Owela Museum, das ebenfalls zum Staatsmuseum 
gehört und sich den Themen Natur und Kultur widmet. Hier dürfen wir erst
 einmal ein Eintrittsgeld von ca. 2,50 € pP entrichten. Für uns ist das 
eine moderate Größe, aber für namibische Verhältnisse mit einem 
durchschnittlichen Jahres-Pro-Kopf-Einkommen von 3.000 € ist das ein stolzer 
Betrag. Bei Berücksichtigung der extremen Ungleichverteilung der 
Einkünfte verschieben sich die Relationen weiter. Vermutlich handelt es 
sich bei diesem Museum um ein Angebot für Touristen und in der Realität 
sind uns auch nur ein paar Touristen begegnet. An der Kasse erfahren 
wir, dass das Museum eigentlich wegen einer Umorganisation geschlossen 
sei. Mit der Öffnung käme man den Interessenten entgegen, es seien 
jedoch Beeinträchtigungen in Kauf zu nehmen. In der Tat gleicht der Besuch
 einer Baustellenbesichtigung. Soweit Exponate und ihre Präsentationen 
zugänglich sind, werden auch hier unsere Erwartungen an ein Museum 
dieser Kategorie enttäuscht. Der Fehler liegt jedoch eher in unserer 
ethnozentristischen Erwartung, die von der eigenen Kultur geprägt ist 
und eine verwöhnte Konsumentenhaltung herausbildet, die hier nicht 
bedient wird.
Am Ende
 unseres Rundgangs besuchen wir noch einmal das Café Zoo zum Lunch auf 
der Terrasse. Hier schließt sich der Kreis unserer Reise. Vor exakt zwei 
Wochen und etwa der gleichen Tageszeit haben wir auch hier gesessen und 
uns gefragt, was uns wohl weiter erwarten wird. Diese Fragen sind 
inzwischen vollständig beantwortet und die Qualität der Antworten stellt
 uns mehr als zufrieden. Für uns haben sich neue Horizonte in einer 
außergewöhnlichen Erlebnisqualität eröffnet, deren Intensität noch immer 
stark genug ist, um nach drei Jahren eine Dokumention in Form dieses 
Blogs zu motivieren.
Das
 letzte Kapitel betrifft eine Panne, die nach dem Boarding des 
Flugzeuges auftritt und glücklicherweise nur eine Anekdote 
unserer Rückreise darstellt. Ausgelöst wird die Panne von einem Mädel 
des Kabinenpersonals, das beim Schließen der Flugzeugtüren ungewollt 
eine aufblasbare Notrutsche aktiviert, die für eine Emergency 
Evakuierung vorgesehen ist. Da eine kurzfristige Behebung der 
Pannensituation offenbar nicht möglich ist, setzen in dem ausgebuchten
 Flugzeug Spekulationen über das weitere Vorgehen ein, während sich im 
Hintergrund das Krisenmanagement berät. Nach etwa einer Stunde wird 
verkündet, dass die Maschine starten könne, wenn insgesamt 10 Passagiere
 auf den Rückflug mit dieser Maschine verzichten. Zurückgetretene 
Passagiere könnten einen Tag später fliegen und würden 
selbstverständlich auf Kosten der Airline in einem komfortablen Hotel in
 Windhoek untergebracht. Der eigentliche Anreiz des Rücktritts ist 
jedoch ein Freiflug von Frankfurt nach Windhoek und zurück. Ich möchte 
als erster die Hand heben, aber Gisela hat Skrupel wegen eines Fehltages
 in der Schule und hält meinen Arm fest. Im Laufe einer halben Stunde 
finden sich 10 Freiwillige, die jeweils unter donnerndem Applaus der 
übrigen Passagiere die Maschine verlassen. Den Rückflug können wir mit 
zweistündiger Verspätung antreten und erreichen Frankfurt ohne neue 
Probleme.    

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