Mittwoch, 26. Dezember 2007

Ausflug in die Umgebung von Lüderitz

Hafen Lüderitz

Auf Empfehlung unseres Herbergswirtes haben wir für den Vormittag eine Bootstour mit dem Schoner Sedina gebucht, die um 8:00 Uhr startet. Um 7:00 Uhr ist daher bereits Frühstück angesagt. Fotogalerie Lüderitz

Im Frühstücksraum treffen wir ein ursprünglich in Lüderitz aufgewachsenes deutschsprachiges Ehepaar, das inzwischen eine Farm in Südafrika betreibt. Einmal im Jahr findet so etwas wie ein Klassentreffen statt, weshalb die beiden nach Lüderitz gereist sind. Aus Sicht des Paares stirbt Lüderitz aus mehreren Gründen einen langsamen Tod: Diamantenvorkommen sind erschöpft, zunehmende Trockenheit macht einen Farmbetrieb unmöglich, das Meer ist überfischt. Wir erfahren, dass Lüderitz vor 40 Jahren eine deutsche Stadt war. Die deutsche Jungenschule hatte 250 Schüler und es gab zahlreiche deutsche Handwerker und Geschäfte. Schwarze gab es zwar auch, aber nur als Gastarbeiter für niedere Arbeiten. Eine deutsche Schule und deutsche Geschäfte gibt es heute nicht mehr. Der Anteil der schwarzen Bevölkerung dominiert schon lange, aber Arbeit gibt es kaum noch. Die Kriminalität ist hoch und der Sicherheitsbedarf dementsprechend ebenfalls. Auch unser Guesthouse ist massiv gesichert und wird während der Dunkelheit zusätzlich von Sicherheitspersonal bewacht.
Die Einschätzung eines sterbenden Lüderitz können wir teilen, wenn damit das historische Lüderitz gemeint ist. Auch für uns ist es offensichtlich, dass in Lüderitz eine kulturelle Transformation stattfindet, von der sich noch nicht absehen lässt, welche Richtung sie weiter nehmen bzw. wohin sie führen wird. Die Welt: Das Deutsche in der Wüste, eine optische Täuschung  

Cruise bei LüderitzCruise bei LüderitzInsgesamt finden sich 10 Touristen im Hafen ein, die mit dem Schoner Sedina an der Fahrt bis zur Insel Halifax teilnehmen wollen. Dort soll vielfältiges Wildlife zu sehen sein wie Robben, Pinguine und Flamingos.
Nachdem jeder 240 Namib$ (ca. 24 €) für die Tour von 2,5 Stunden Dauer gezahlt hat, suchen wir uns einen Platz an Deck und dann geht es auch gleich los. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen erkennen wir auf der Landseite unser Guesthouse "Zur Waterkant" (Winkelbungalow in der Mitte der hinteren Reihe). Trotz des ruhigen und sonnigen Wetters weht vor der Küste ein kräftiger Wind und sorgt für einen Seegang, der bei einer längeren Fahrt schnell in Seekrankheit umschlagen kann.

Lüderitz

Brillenpinguine auf Guanoinsel Halifax IslandGuanoinsel Halifax Island Auf Halifax wurde bis 1949 Guano abgebaut, der sich dort in einer bis zu 4 m starken Schicht abgelagert hatte. Die Reste einer Station stammen aus dieser Zeit. Heute wird die Station von einer Kolonie Brillenpinguine bewohnt. Für Touristen ist die Insel nicht zugänglich, weil sie seit 2009 zu einem Meeresschutzgebiet zählt. Das Meeresschutzgebiet dient dem Schutz der Flora und Fauna mit mehr als 14 Seevogelarten, Pinguinen und der weltweit größten Kormorankolonie.

Nach der Bootstour begeben wir uns auf die Suche nach Einkaufsquellen für unser Diner. Eine Lagerhalle unter Polizeischutz erweist sich als eine Art Supermarkt, der tatsächlich geöffnet hat. Das bescheidene Angebot muss für unsere heutige Versorgung  ausreichen. Nachdem die Selbstversorgung gesichert ist, fahren wir mit dem Auto noch einmal hinaus zur Lüderitzhalbinsel, die wie eine menschenfeindliche Mondlandschaft anmutet.

Flamingos in der LüderitzbuchtAuf dem Weg zum Diaz Point sehen wir neben riesigen Seeschwalbenkolonien eine Flamingokolonie und eine große Robbenkolonie. Je nach Meeresströmung können die Küstengewässer aufgrund gelöster Sedimente so giftig sein, dass Robben weit draußen im Meer jagen müssen und ihre Jungen bis zu 2 Tage sich selbst überlassen bleiben. Ohne den Schutz ihrer Mütter werden viele Jungtiere Opfer von Raubmöven und streunendem Wild. Zusätzlich werden viele Jungtiere von Menschen erschlagen, weil Robben mit Menschen um die nur noch kleinen Fischbestände konkurrieren. Die Reduzierung der ehemals reichen Fischbestände ist ausschließlich Menschenwerk und nicht den Robben vorzuwerfen.




Diaz PointDiaz-Kreuz (Replik) am Diaz PointAuf einem Felsvorsprung der Lüderitzhalbinsel liegt unweit vom Leuchtturm der Diaz Point, an dem der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz bei seiner Umseglung Afrikas als erster Europäer der Neuzeit 1487 an Land ging. Diaz soll hier eine Kreuzsäule aufgestellt haben. Wir besichtigen eine 1921 gefertigte Kopie des Originalkreuzes, das sich im Deutschen Historischen Museum in Berlin befindet. Das Kreuz steht auf einem der Küste vorgelagerten Felsen, der über einen Steg erreicht wird. Am Kreuz zerrt kräftiger Wind an der Mütze.


Blick vom Diaz Point zum LeuchtturmIn unmittelbarer Nähe des Diaz Points befindet sich der Leuchtturm von Lüderitz. Ein Campingplatz und ein kleiner Strand liegen in Sichtweite. 
Austern-Imbiss am LeuchtturmDie Aussichtsplattform des Leuchtturms ist leider nicht zugänglich. Geöffnet hat jedoch ein als "Oyster Bar" bezeichneter Bretterverschlag, an dem unter einem Sonnenschutz einige Tische und Bänke aufgestellt sind. Der Name verspricht nicht zuviel. Tatsächlich werden frische Austern zu einem extrem günstigen Preis angeboten. Für 6 Austern, ein Glas südafrikanischen Sauvignon Blanc und einen Stempelkaffee zahlen wir insgesamt ca. 6 €. Jenseits der Bucht schauen wir in der vor Hitze flimmernden Luft auf Lüderitz in seiner ganzen Trostlosigkeit.






Unser Ausflug endet mit einem Abstecher zum Agate Beach, Strandregion von Lüderitz. Vor allem Jugendliche fahren am späten Nachmittag mit ihren Autos bis auf den Strand und veranstalten hier Party mit Grill, Bier und Hip Hop Musik aus Ghettoblastern. Das ist nicht unsere Szene, weshalb wir gleich wieder umkehren und zurück zu unserem Guesthouse fahren.

Weihnachtsdiner im Gästehaus zur Waterkant Das Abendessen und einen guten südafrikanischen Wein nehmen wir heute auf der Terasse des Guesthouse ein. Im Nachhinein sagen wir uns, dass wir die beiden Tage für den Abstecher nach Lüderitz besser für attraktivere Gebiete investiert hätten. Andererseits ist Lüderitz gerade wegen dieser Erfahrung trostloser Morbidität einen Besuch wert.   

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