Von Lüderitz bis zum Kulala Wilderness Camp im Namib Naukluft Park haben wir eine längere Autofahrt von ca. 500 km zu bewältigen. Beim Ort Aus verlassen wir die B4 und sind nur noch auf Sandpisten unterwegs, die fast schnurgerade durch die Halbwüste führen. Die Hitze ist extrem und fordert die volle Leistung der Klimaanlage.
Hoffentlich
kommen wir ohne Panne durch. Wir sind nämlich fast alleine unterwegs,
und ein Funknetz gibt es nicht. 1-2 Autos begegnen uns pro Stunde und
kündigen sich jeweils lange vorher mit großer Staubwolke an. Bei diesen
Bedingungen grüßt man sich natürlich, aber ob wir bei Bedarf Hilfe
erwarten können, bleibt unsicher. Übernachten möchten wir hier draußen
schon gar nicht, führen aber genug Trinkwasser und Proviant für zwei
Tage mit. Fotogalerie Reise zum Kulala Wilderness Camp
Das
UKW-Radio hat keinen Empfang und wir vermissen diesen auch nicht.
Claudia hat uns in weisera Voraussicht die Autobiographie
des nigerianischen Literaturnobelpreisträgers Wole Soyinka als Hörbuch
mitgegeben. Eine bessere Gelegenheit dürfte es kaum geben, um die
Erzählungen "Aké. Jahre der Kindheit" intensiv zu hören und mitzufühlen.
Mittlerweile
sind wir auch mental in Namibia angekommen und empfinden es als äußerst
spannend, eine Reise in diese archaische Welt zu unternehmen. Zeitung,
Radio, TV vermissen wir längst nicht mehr und genießen statt dessen eine
reduzierte Reizüberflutung. Langeweile stellt sich damit keineswegs
ein. Im Gegenteil steigt die Sensibilität für intensive neue Eindrücke
und Erfahrungen.
Auf
halber Strecke liegt Helmeringhausen, gerade richtig für eine
Mittagspause. Außerdem gibt es dort eine der wenigen Tankstellen auf der
Strecke. In dem Straßendorf Helmeringhausen stoßen wir auf die
einladende "Hotel & Guest Farm". Im gepflegten Garten finden wir
einen schattigen Platz und genießen ein geschmacklich sehr ordentliches
Picknick.
Gegenüber der
"Hotel & Guest Farm" liegt ein kleiner Store, vor dessen Tür eine
Benzinzapfsäule steht. Auf langen Wüstenetappen sollte jede
Tankmöglichkeit genutzt werden. Nachdem wir unser Anliegen einem Mädel
deutlich gemacht haben, verschwindet sie erst einmal im Haus, um ein
Stromaggregat anzuwerfen, das offenbar den Strom für die Benzinpumpe
liefert. Kaum ist unser Tank gefüllt, wird das Aggregat wieder
ausgeschaltet. Das ökonomisch wie auch ökologisch vorbildliche
Verhalten ist vermutlich dem Mangel geschuldet.
Die
weitere Fahrt erfordert von uns nur wenig Aufmerksamkeit. Wir genießen das eindrucksvolles Landschaftspanorama der
Naukluftberge. 125 km hinter Helmeringhausen biegen wir an der Kreuzung bei Maltahöhe ab, um weitere 200 km durch die Wüste zurückzulegen, bis wir das Gate zu
unserem Camp erreichen.
Am
Gate müssen wir uns anmelden. 7 km Privatstraße zum Camp sind für den
öffentlichen Verkehr gesperrt. Wir
werden bereits beobachtet. Bei Annäherung an das Haupthaus, das etwas
erhöht auf einem Hügel liegt, kommen 2 Mitarbeiterinnen den Weg zum
Parkplatz herunter. Nach freundlicher Begrüßung erhalten wir zunächst
einmal ein feuchtes Handtuch, mit dem wir uns von Staub und Schweiß im
Gesicht und an den Händen befreien können.
Eine
der beiden Mitarbeiterinnen übernimmt die Registrierung und erläutert
die Einrichtung mit Ihrer Infrastruktur und die Organisation der
Aktivitäten im Camp, während uns eine 3. Mitarbeiterin gekühlte
Getränke reicht. Diese können wir jetzt wirklich brauchen, denn es ist
abartig heiß und es weht kein Lüftchen. Für den frühen Abend ist
jedoch das Aufkommen einer angenehmen "Breeze" angekündigt.
Unser
Gepäck wird bereits zu einer der 10 komfortablen Schlafhütten
gebracht. Die Hüttenkonstruktion kombiniert Mauerwerk mit Zeltwänden.
Jede Hütte verfügt über ein eigenes Bad, eine Veranda und eine
Außenplattform in Dachhöhe. Wir werden zu der Unterkunft Nr. 6 geleitet
und erhalten zunächst eine Einweisung in die Einrichtung. Wenn wir es
wünschen (den Wunsch verspüren wir nicht), wird unser Bett für die
Nacht auf der Außenplattform hergerichtet, um unter dem Sternenhimmel
zu schlafen. Duschen sollen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit,
weil sich tagsüber das Wasser zu stark aufheizt.
Für
17:00 Uhr ist "Tea Time" angesagt. Wir bevorzogen Kaffee, der o.k.
ist. Außerdem gibt es verschiedene frische Gebäcke. Bis zum Abendessen
um 20:00 Uhr haben wir noch ausreichend Zeit, um unsere Hütte genauer zu
inspizieren, uns einzurichten und frisch zu machen. Das Dinner besteht aus 3 Gängen: Süßkartoffelsuppe,
Lammbraten mit Zuckerschoten und gebackenen Kartoffeln, Gebäck als
Dessert. Zusätzlich wird Brot gereicht. Alles ist ausgesprochen
schmackhaft und frisch. Softdrinks, Bier, offener Wein und Kaffee werden
großzügig gereicht, obwohl die Getränke innerhalb der Vollpension nicht
separat zu zahlen sind. Gegen
Ende des Diners kommt Jonathan, einer der Guides, an unseren Tisch, um
sich mit uns bekannt zu machen und mit uns die Organisation des morgigen
Tages abzusprechen. Bei der für morgen geplanten Exkursion in die
Dünenlandschaft von Sossusvlei wird Jonathan unser Guide sein. Er
kündigt an, uns um 4:30 Uhr zu wecken, damit wir bei Sonnenaufgang auf
der Strecke sind.
Zum
Abschluss dieses wunderschönen Urlaubstages setzen wir uns mit einem
Glas Wein auf die Veranda unserer Hütte, um diesen Tag noch einmal zu
würdigen und uns gleichzeitig vom überwältigenden Sternenhimmel
beeindrucken zu lassen. Der Aufenthalt in diesem recht exklusiven
Camp kostet durchaus einen exklusiven Preis, weshalb wir der Buchungsempfehlung unseres Reiseberaters nur zögerlich
gefolgt sind. Jetzt sind wir uns einig: Ohne diese Erfahrung, auf die
wir keinesfalls verzichten. möchten, wäre uns ein absoluter Höhepunkt
unserer Reise entgangen. Wir sind gut beraten worden und haben uns
richtig entschieden. Inzwischen ist es angenehm abgekühlt. Wir werden
gut schlafen.
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