Am nächsten Morgen reisen gleich 4 Paare ab. Für die nächsten 24 Stunden sind wie die einzigen Gäste der !Xaus Lodge, was uns nicht im geringsten stört, sondern uns im Gegenteil die volle Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter schenkt. Über den Tag genießen wir 3 Aktivitäten in der Dünenlandschaft des Kgalagadie Transfrontier Parks. - Fotogalerie !Xaus Lodge
Morning Walk an !Xaus Lodge mit Kali und Kurt - Fotogalerie Morning Walk
Um 6:00 Uhr wollen wir in der Morgendämmerung starten. Wir führen zwar einen Wecker mit, aber Khali besteht als 'double check' auf einen 'wake up call' um 5:30 Uhr. Das Bett verlassen wir zunächst ungerne, aber allein schon der Blick in Richtung aufgehender Sonne hinter der !Xaus Pan entschädigt für die frühe Zeit. Nach einem kräftigen Kaffee brechen wir mit Khali und Kurt zum Nature Walk auf, für den wir zunächst einige hundert Meter mit dem Jeep in der Umgebung der !Xaus Lodge zurücklegen. Wie vorgegeben, tragen wir zum Schutz gegen Schlangen und Skorpione hohe, geschlossene Schuhe.
Beim Verlassen des Schutz gewährenden Jeeps fühlen wir uns unkomfortabel. "Lions can be everywhere", bestätigt Khali auf Nachfrage. "If we meet Lions, stand still, don't run, don't shout, don't look in their eyes, give them respect." Wirklich überzeugen kann uns die Ansage nicht, zumal die Guides keine Waffe mitführen. Eine Waffe hält Khali für problematisch. Er habe genau einen Schuss, und wenn dieser nicht säße, gäbe es 'big problems' mit 'angry lions'. Angemessenes Verhalten sei die bessere Waffe. Außerdem sei er am Morgen die Gegend abgefahren und wisse daher, dass keine Löwen in der Nähe seien. Na ja, niemand weiß alles und schon gar nicht, wohin Löwen in der letzten Stunde gegangen sind. Kurt geht vorsichtshalber 100-200 m voraus und sichert unseren Weg.
Auf dem ca. 2-stündigen Bush Walk vermittelt Khali sein San-Wissen vor allem über Essbarkeit, Giftigkeit und medizinische Nutzbarkeit von Pflanzen der Kalahari. Unsere Runde endet an einer Kameldornakazie mit einem riesigen Nest einer Siedelweber-Kolonie. "They never stop to build", erklärt Kali. Siedelweber bauen so lange weiter an ihrem Nest, bis es aufgrund seines Gewichts herunterfällt oder der Ast abbricht oder der Baum abstirbt und zusammenbricht.
Nach dem spannenden Bush Walk steht im Camp das Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen, Obstsalat, einer Wurst-Käse-Platte und mehreren Konfitüren bereit. Eierspeisen werden auf Wunsch frisch zubereitet. Nach ausgiebigem Frühstück haben wir Freizeit bis zum nächsten Essen, dem Lunch.
San Craft Village Walk an der !Xaus Lodge - Fotogalerie Craft Village Walk
Am Rand der !Xaus Pan liegt das Craft Village, zu dem wir nach dem Lunch wandern. '!Xaus' bedeutet in der Sprache der San 'Herz'. Bei genauerer Betrachtung erkennen auch wir die Herzform der Pan. (Das '!' von '!Xaus' steht für einen Klicklaut in der Sprache der San.) Im Craft Village wird exklusiv für Gäste der !Xaus Lodge traditionelles Kunsthandwerk der San demonstriert. In einem kleinen Shop können kunsthandwerkliche Gegenstände käuflich erworben werden. Von unserem Cottage bekommen wir bereits Stunden vor dem Besuch mit, dass Aktivitäten zur Vorbereitung der Demonstration stattfinden. Selbstverständlich wird 'Folklore' vorgeführt. Nichts anderes wird Gästen vorgegaukelt. Einen Makel erkennen wir an dieser Art der Vermittlung traditioneller San-Kultur nicht. Die 'Show' bespaßt nicht nur Gäste, sie trägt auch zum Erhalt traditioneller Kultur bei und verschafft den beteiligten San Arbeit. Nach der Show kehren die Protagonisten in das Camp zurück und bekleiden sich zeitgemäß.
5 San, Mitarbeiter der Lodge, erwarten uns in traditioneller San-Kleidung. Sie sitzen um ein Feuer und arbeiten mit traditionellen Handwerkstechniken an der Herstellung traditioneller kunsthandwerklicher Gegenstände. Guide Khali überlässt uns dem Sprecher der Gruppe, der uns in etwas holprigem Englisch erklärt, an welchen Gegenständen die Männer arbeiten und welche Materialien und Techniken sie nutzen. "They are all from my familiy", erklärt uns Khali später. Der Sprecher ist sein Cousin. Khalis Bruder ist 'shopkeeper' des Verkaufsstandes im Village.
Einer der Männer stellt aus Bruchstücken von Straußeneiern 'Buschmannperlen' her. Die Schalenteilchen werden rund geschliffen, poliert, durchbohrt und auf Schnüre aus Leder oder Darm gezogen. Gemäß verbreiteter Ansicht dienen 'Buschmannperlen' nicht nur als Schmuck, sondern in 'the old days' auch als ein Zahlungsmittel, das im gesamten südlichen und zentralen Afrika über mindestens 7000 Jahre und noch im vergangen Jahrhundert bei einigen Ethnien Namibias genutzt wurde.
In einem Artikel der Zeitschrift 'Primitivgeldsammler' der EUCOPRIMO (Europäische Vereinigung zum Sammeln, Bewahren und Erforschen von ursprünglichen und außergewöhnlichen Geldformen) setzt sich Fritz Klusmeier mit der Frage auseinander Waren die südafrikanischen Perlen aus Straußeneierschalen Geld? und kommt zum Ergebnis, dass die dürftige Quellenlage keine seröse, eindeutige Antwortet erlaubt.
Zuletzt führt uns Khalis Bruder durch den Shop. Er erklärt die Bedeutung der Exponate, ihr Material und die Methode ihrer Herstellung sowie auf Nachfrage den Preis der Artikel. Für die lebendige Vorstellung möchten wir uns erkenntlich zeigen und Souvenire erstehen. Wir entscheiden uns für einen mit traditionellen San-Motiven bemalten Stein (ZAR 200, ca. 15 €) und für ein Armband, das aus Buschmannperlen und Kameldornakaziensamen besteht, die auf eine Lederschnur gezogen sind. Nachdem wir die aufwändige Herstellung solcher Armbänder erleben konnten, zeigt der Preis von ZAR 120 (ca. 9 €), wie gering der Arbeitswert der Herstellung bewertet wird. Tourismus verschafft den Männern immerhin eine bezahlte Arbeit, was für einen großen Anteil der in Botswana lebenden San keine Selbstverständlichkeit ist.
Die prekäre Situation der San in Botswana betrachtet der Post Anmerkungen zur Kultur der San - Die Letzten der ältesten Kultur der Erde auf ihrem Weg zum Untergang
Sundowner Drive an der !Xaus Lodge - Fotogalerie Sundowner Drive
Um 17:30 Uhr brechen wir zum Sundowner Drive auf. Khali, unser Guide, besitzt keinen Führerschein. Für den Sundowner Drive übernimmt Camp-Manager Anthony das Fahren des Safarijeeps, weil Kurt noch unterwegs ist, um aus dem 150 km entfernten Ort Askham Sprit zu besorgen. Mehr als eine Stunde kurven wir vorbei an Frischwasser- und Salzpfannen durch tiefen Sand der roten Kalahari-Dünen bis zu einem Hügel, von dem wir auf die '!Xaus Pan' und die Häuser der '!Xaus Lodge' auf Düne 91 blicken.
Der Aussichtspunkt ist ein 'beautiful place for sundowner' erklärt Anthony, während Khali 3 Hocker zu einem Tisch umfunktioniert, auf dem er die für einen Sundowner unerlässlichen Zutaten arrangiert, Getränke und Knabberzeug. Wir haben uns Sauvignon Blanc gewünscht, der gut gekühlt auf dem Tisch bereit steht.
Kaum befinden sich die Getränke im Glas, als die Sonne den Horizont erreicht und innerhalb einer Minute in einem tropen-typischen dramatischen Schauspiel hinter dem Dünenkamm versinkt.
Um 20:00 Uhr sind wir zurück im Camp, in dem inzwischen das Dinner vorbereitet wurde.
Starter: Corn Soup (Maissuppe)
Main: Chicken, Rosted Potatoes (Bratkartoffeln), Cauliflower (Blumenkohl) mit Bechamel, Brussels sprouts (Rosenkohl) - ein Zugeständnis an europäische Touristen?
Desert: Pineapple Tarte (Ananas-Tarte) - süß und cremig nach Kakao, aber nicht nach Ananas schmeckend. Wir befinden uns in der Desert und selbst für afrikanische Verhältnisse weit entfernt von Zivilisation. Unter diesen Bedingungen ist ein solches Dinner purer Luxus.
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