Unser Cottage im Kieliekrankie Wilderness Camp müssen wir bis 10:00 Uhr räumen. Um 14:30 holt uns am 30 km entfernten Picknickplatz von Kamqua ein Guide der !Xaus Lodge ab. Den Zeitraum bis 14:00 Uhr nutzen wir für einen spannenden Game Drive im Auob River Flussbett.
Sehr gespannt sind wir auf die !Xaus Lodge, auf die uns ein Artikel von Andrea Diener in der FAZ vom 3.12.2015 aufmerksam machte: Das Glück liegt hinter Düne 91. 14 Monate später sind wir von Düne 91 nur noch wenige Kilometer entfernt.
Game Drive im Auob River - Fotogalerie
Am Vormittag unternehmen wir eine Fahrt im Auob River, bei dem wir etliche Arten des im Kgalagadie Transfrontier Parks beheimateten Großwildes sichten. Oryxe, Strauße, Springböcke und Blue Wildebeest (Gnus) zeigen sich zunächst vereinzelt, bald passieren wir aber auch große Herden von Springböcken und Blue Wildebeest. Im Park leben nur ca. 40 Giraffen, die sich über ein riesiges Areal verteilen und darum nur mit Glück zu beobachten sind. Wir sichten sogar 2 Giraffenfamilien mit 5 bzw. 4 Mitgliedern, also insgesamt mehr als 20 % der gesamten Population im Park. Im Schatten einer großen Kameldornakazie dösen 3 Hyänen. Einige Kilometer weiter stehen 3 Autos auf der Straße. Da im Park nur wenige Autos unterwegs sind, muss etwas zu sehen sein. Ein Rudel von 7 Löwen hat sich nach der morgendlichen Jagd gleich neben der Straße zur Ruhe gelegt und zeigt sich völlig unbeeindruckt von den neugierigen Besuchern. Hin und wieder hebt ein Löwe ein Augenlid und klappt es gleich wieder zu.
!Xaus Lodge - Fotogalerie
Am Kamqua Parkplatz treffen gegen 14:00 Uhr Guide Khali und Fahrer Kurt mit einem geländegängigen Safarifahrzeug der !Xaus Lodge ein. Khali ist ein typischer San mit kleiner, drahtig-schlanker Statur, bräunlicher Hautfarbe und eher schlechten Zähnen, die uns bei San regelmäßig auffallen. Kurz vor dem vereinbarten Termin stößt ein südafrikanisches Paar zu uns. Während wir unser Mietauto in einem verschlossenen Areal zurücklassen und in das Safarifahrzeug umsteigen, folgen uns die Südafrikaner in ihrem eigenen 4WD-Fahrzeug. Die ‚Private Road’ zur Lodge führt durch ein endlos erscheinendes Meer rotsandiger Dünen. Auf 30 km Strecke werden wir ordentlich durchgerüttelt, bis wir nach 1,5 Stunden Fahrt die !Xaus Lodge hinter Düne 91 über einer Salzwasser-Pfanne erreichen. Im Westen beginnt Namibia in 25 km Entfernung. Von Botswana im Osten sind wir 60 km entfernt.
An der Lodge begrüßen uns Susy und Anthony, weiße Südafrikaner und Manager des Camps. Als Erfrischung werden feuchte Handtücher und ein Welcome Drink gereicht. Zur Einstimmung macht uns Anthony mit der Lodge, seiner Geschichte, ihrer Infrastruktur und unserem Programm vertraut. Errichtet wurde die Lodge mit Regierungsmitteln vor ca. 15 Jahren, nachdem Vertreter der San und der Mier 1999 eine Rückgabe von 50.000 ha der Kalahari gerichtlich erstritten haben. Das Land wurde für die beiden Stämme in zwei gleiche Hälften aufgeteilt. Die Lodge liegt auf der Grenze zwischen den beiden Hälften und sollte wirtschaftliche Grundlagen für das Leben auf dem zurückgegebenen Land herstellen. Mitglieder der Stämme waren jedoch an eine Rückkehr in die Kalahari nicht interessiert und verfügten nicht über Fähigkeiten für eine Bewirtschaftung des Camps. Über mehrere Jahre blieb die Einrichtung ungenutzt, bis ein in diesem Geschäftsbereich tätiges südafrikanisches Unternehmen für das Management der Einrichtung gewonnen werden konnte. Die !Xaus Lodge ist nach wie vor ‚Community-owned’. Die Mannschaft stellen vom Hütten-Management rektrutierte und trainierte einheimische Mier und San. Vom erwirtschafteten Profit fallen nur kleine Anteile an den Betreiber und an die Nationalparkverwaltung. Der Hauptanteil dient zur Finanzierung von Community-Projekten wie Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Im Hauptgebäude sind Restaurant, Lounge mit Bibliothek, ein Shop und zentrale Versorgungseinrichtungen untergebracht. Auf der großen Terrasse am Hauptgebäude gibt es einen Pool mit Liegestühlen. Neben Solarstrom liefert ein Generator für mehrere Stunden jeweils am Morgen und Abend Strom. Das Essen in der Lodge ist im Stil rustikal. Hinsichtlich Geschmack und
Präsentation sind wir angenehm überrascht. Alkoholische Getränke sind
außerhalb des Arrangements separat zu zahlen. Die Auswahl ist o.k.,
Preise sind moderat.
Die Lodge verfügt über 12 Gästehütten, von denen aktuell 5 belegt sind.
Ein ‚löwensicherer’ Steg verbindet die Hütten mit dem zentralen Hauptgebäude. Der Tag nach unserer Ankunft wird exklusiv, weil außer uns alle weiteren
Gäste abreisen und keine neuen Gäste eintreffen. Wir werten die Situation als Glück. Die Gästehütten sind zweckmäßig und eher einfach eingerichtet. 4 Sterne, mit denen sich die Lodge schmückt, mögen für den zentralen Bereich gelten, aber für die Cottages wären 3 Sterne angemessen. Trotz sauberer Einrichtung und komfortabler Betten ist Bedarf an Auffrischung der Einrichtung nicht zu übersehen.
Chancen zur Beobachtung von Großwild sind in der Umgebung der Lodge eher gering. Weidegänger vermeiden die unübersichtliche Dünenlandschaft, in der sie von Raubwild stärker bedroht sind als in offenen Landschaften. Weidewild bevorzugt darum die weiten Flusstäler und deren Wasserlöcher, so dass sich auch Raubwild in diesen Regionen aufhält. Naturbeobachtungen in der Umgebung der Lodge sind nicht spektakulär, aber durchaus spannend auf Pflanzen und Kleintiere ausgerichtet.
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