Vom African Vineyard Guest House reisen wir 330 km nach Norden in einen Zipfel Südafrikas, der zwischen Namibia im Westen und Botswana im Osten liegt. In der südlichen Kalahari, eine Dornbusch-Savanne, betreiben Südafrika und Botswana gemeinsam den Kgalagadi Transfrontier Park. Der abgelegene Park wird von relativ wenigen Besuchern frequentiert und ist insbesondere für seine hohe Dichte an Löwen bekannt. Mit einer Fläche von 38.000 qkm ist der Park größer als NRW (34,1 qkm). Grenzübertritte sind innerhalb des Parks jederzeit informell möglich. Wenn sich Einreise- und Ausreiseland unterscheiden, können alle Formalitäten im Nationalparkzentrum von Twee Rivieren erledigt werden. Dort sitzen sich Mitarbeiter von Parkverwaltung und Grenzpolizei beider Länder gegenüber. - Fotogalerie
Unsere Route führt über Upington, größte Stadt des Northern Cape. Upington lädt nicht gerade zum Verweilen ein und fällt durch massive Präsenz von Polizei und Security auf. Wir tätigen lediglich einige Einkäufe und tanken das Auto auf, ehe wir die Reise auf der gut ausgebauten, hügeligen Red Dunes Road (R360) nach Norden fortsetzen. Erneut fahren wir durch endloses eingezäuntes Farmland, das jedoch nach Niederschlägen mit frischem Grün und gelben Wildblüten auf rotem Dünensand ein freundliches Bild bietet. 200 km nördlich von Upington passieren wir Askham, eine San-Community und einzige kleine Ortschaft auf der Route. Gleich nach Askham setzt sich die R360 im Flussbett des trockenen Nossob River fort. 60 km weiter erreichen wir die Grenzstation Twee Rivieren.
Der Name Twee Rivieren verweist auf den Zusammenfluss von Auob und Nossob River. Zu sehen sind die beiden Flüsse jedoch nicht. Oberflächenwasser führen sie nur etwa alle 100 Jahre. Wasser gibt es in der Tiefe, so dass die Flussbetten von Kameldornakazien und Sträuchern gesäumt sind. Die beiden Hauptrouten durch den Nationalpark führen als Gravel Roads durch die Flussbette und sind auch von normalen PKW’s zu befahren. Der Nossob River bildet ab Twee Rivieren die Grenze zwischen Südafrika und Botswana.
Im Nationalparkzentrum von Twee Rivieren sind Formalitäten schnell erledigt, weil unsere Unterlagen vollständig sind und wir keinen Grenzübertritt planen. Vor der Weiterfahrt reduzieren wir wegen der Gravel Roads an der Tankstelle von Twee Rivieren den Luftdruck der Reifen. Inneralb des Parks sind noch 45 km bis zum Kieliekrankie Wilderness Camp zurückzuzlegen. Wildtiere ziehen Besucher an. Damit Tiere in der Region bleiben und sich möglichst in der Nähe der befahrbaren Roads aufhalten, sind an den Roads zahlreiche Wasserlöcher eingerichtet. Ohne dass wir uns auf Tierbeochatung konzentrieren, erblicken wir während der Fahrt zum Tagesziel Oryxe, Gnus und Strauße.
Die südafrikanische Nationalparkverwaltung betreibt im Park insgesamt 6 nicht eingezäunte Wilderness Camps mit Hütten für Selbstversorger. Das auf einer Düne liegende Kieliekrankie Wilderness Camp gilt als das attraktivste Camp und ist prinzipiell frühzeitig ausgebucht. Im März 2016 war eine Hütte für den 4. Februar 2017 frei. Diese Option haben wir genutzt und unsere Reiseorganisation an diesen Termin angepasst. Kieliekrankie besteht aus 5 auf Plattformen stehenden Hütten. Eine der Hütten bewohnt ein Ranger, der das Camp Tag und Nacht betreut und die Hütten nach dem Gästewechsel herrichtet. Der Name Kieliekrankie ist vermutlich auf einen schottischen Farmer zurückzuführen, der vor dem 1. Weltkrieg in dieser Region eine Farm betrieb und lokale PLätze nach Orten seiner Heimat benannte.
Im Camp begrüßt uns Ranger Jack und führt uns zur Hütte Nr. 4 am nord-östlichen Ende der Hüttenzeile. Unsere Hütte liegt zwar am weitesten vom Wasserloch entfernt, aber sie bietet die besten Ausblicke und am wenigsten Störung von Nachbarhütten. Die Distanz zum Wasserloch ist leicht zu verschmerzen, weil sich Löwen, Leoparden, Geparde, Hyänen, Schakale etc. während unseres Aufenthaltes zu verstecken scheinen. Lediglich einen Sekretär sichten wir gleich bei der Ankunft, als die Kamera noch nicht aufnahmebereit ist. Während des Regens am Abend huscht eine Wildkatze über die Terrasse. Am nächsten Morgen schleicht ein Oryx um das Wasserloch.
In Anbetracht ihrer extremen Umgebung ist die Hütte erfreulich komfortabel und vollständig eingerichtet. Küche, Schlafraum und Bad ergänzt eine große Terrasse, von der wir auf das Wasserloch und in die Landschaft blicken. Kühlschrank, Herd und warmes Wasser werden mit Gas betrieben. Licht liefert Solarstrom. Für elektrische Geräte bestehen keine Anschlüsse. Internet und Telefon sind mangels Netz nicht nutzbar.
Anfang Febuar befinden wir uns in der Green Season (Regenzeit) und müssen mit sporadischen Regenfällen rechnen. Kaum haben wir unser Dinner auf der Terrasse angerichtet, als ein Gewitter mit kräftigen Schauern heranzieht. Das Dinner verlegen wir in die Küche und beobachten das bald abziehende Wetterschauspiel. Der Tag klingt mit einem tropischen Sonnenuntergang aus. In der Nacht fällt weiterer Regen.
Kieliekrankie ist für uns eine Zwischenstation auf der Reise zur 60 km entfernten !Xaus Lodge im gleichen Nationalpark. Dort haben wir 2 Tage mit Komfort und vollem Service gebucht.
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