Der bewegende Abschied vom Camp und seiner Crew im Damaraland (Post vom 23.02.2016) wirkt noch nach, während wir uns auf dem Weg zur nächsten Destination befinden, die sich als absolutes Highlight unserer Reise erweisen wird.
Nach 30 Minuten Flugzeit ab '!Doro Nawas' erfolgt eine Zwischenlandung auf dem Hoanib Airstrip an der Grenze zwischen Damaraland und Skeleton Coast, um 2 Gäste des Hoanib Camps aufzunehmen, die gemeinsam mit uns den Flug nach Norden fortsetzen werden. Nola und Jim steigen zu, ein amerikanisches Paar aus Boston, MA. Wir sind uns bereits auf der ersten Etappe in der Little Kulala Lodge begegnet und gemeinsam nach Norden geflogen (Post vom 20.02.2016), ohne uns anzunähern. Auf den beiden nächsten Etappen werden wir ein Team bilden. Nach holprigem Beginn entwickeln wir in kurzer Zeit eine freundschaftliche Beziehung. Fotogalerie der Reise - Vodeoclip Hartmann Valley Airstrip - Fotogalerie Google Earth
Wir überfliegen das Kaokoveld, eine stark erodierte, faszinierende Berglandschaft mit ephemeren Trockenflüssen, die nur sehr selten Wasser an ihrer Oberfläche führen, aber dank oberflächennaher Wasseraustritte organisches Leben ermöglichen. In der wildesten und am dünnsten besiedelten Region Namibias ist bei weniger als 350 mm jährlichem Niederschlag keine Landwirtschaft möglich. Siedlungen oder selbst einzelne Gebäude sind aus dem Flugzeug nicht zu sehen. Noch einsamer wird es in der zum Kaokoveld zählenden 3.034 qkm großen Marienfluss Conservancy mit ca. 400 Einwohnern. Statistisch fallen weniger als 100 mm Niederschlag pro Jahr. Hier lebende Himba betätigen sich als nomadisierende Jäger, Sammler und Viehzüchter.
Nach 30 Minuten Flugzeit ab Hoanib erreichen wir die Hartmann Mountains und das Hartmann Valley, die wahrscheinlich abgelegendste und trockenste Landschaft im gesamten südlichen Afrika. Aber oh Wunder, wir schauen auf zartes Grün im Tal. Extreme Regenfälle der vergangenen Wochen haben im ariden Hartmann Valley dieses Wunder bewirkt. Unser Guide Dawid, den wir später treffen, zeigt sich von diesem Ereignis tief bewegt. Über mehr als 10 Jahre sieht er zum ersten Mal das Tal in Grün. Unser Glück ist noch viel größer. Aufgrund der starken Regenfälle war unser gebuchtes Camp überschwemmt und musste 2 Wochen geschlossen werden, eine für betroffene Gäste wie für Betreiber unangenehme Situation, die mit einigem Ärger verbunden war. Erst seit 4 Tagen ist das Serra Cafema Camp wieder für den Gästebetrieb geöffnet.
Am Airstrip im Hartmann Valley erwartet uns Dawid, unser Guide der beiden nächsten Tage. In der hintersten Wüstenregion des südlichen Afrikas hat Dawid am Jeep eine 'Desert Bar' arrangiert, die keine Wünsche offen lässt. Neben Sekt (immerhin von Villiera Wines und sogar mit 4 Sektgläsern angeboten), bietet die Bar Wein, Bier und Soft Drinks, selbstverständlich gut gekühlt, sowie eine Auswahl von Snacks. Das Arrangement steigert unsere Erwartungen an das Camp, die jedoch von der Realität weit überholt werden.
Auf dem Weg zum ca. 40 km entfernten Camp fährt Dawid Schleifen über Aussichtspunkte, von denen wir weit über die Landschaft und das Kunenetal bis nach Angola blicken. Unterwegs begegnen wir einer Herde Springböcke, die sich nur wenig scheu zeigen, weil sie äußerst selten auf Menschen treffen und Menschen daher nicht als Gefahr wahrnehmen. Wir sind uns sicher, in unserem Leben niemals zuvor eine derart von Kultur unberührte wilde und menschenleere Landschaft gesehen zu haben und sind von diesem Anblick auf eine Art und Weise beeindruckt, die nur erlebt werden kann und sich jeder nachvollziehbaren Beschreibung verweigert.
Die Zufahrt zum Camp durch steile Tiefsandhänge einer felsigen Schlucht erfordert nicht nur ein robustes Geländefahrzeug mit Allradantrieb, sondern auch hohes fahrerisches Können. Als ehemaliger Weltklasse-Rennfahrer zeigt sich Jim mit Dawids Fahrkünsten zufrieden und auch wir gewinnen Vertrauen. Kurz vor dem Camp erreichen wir einen weiteren Aussichtspunkt, von dem wir auf den Kunene River an der Grenze nach Angola schauen. Der Kunene und der Orange River an der südlichen Grenze nach Südafrika sind die einzigen ganzjährig Wasser führenden Flüsse Namibias. Das üppige Grün im Flusstal hebt sich unwirklich von der Umgebung ab. Verborgen zwischen Bäumen liegt am linken Rand des Ufers das Serra Cafema Camp, dessen 8 Bungalows maximal 16 Gäste mit einer vermutlich mindestens ähnlichen großen Crew bewirtet. Im Zentrum des Camps liegt ein großzügiges Hauptgebäude mit zentralen Einrichtungen.
Serra Cafema Camp - Fotogalerie
Im Camp begrüßt uns Manager Michael in akzentfreiem Deutsch. Michael ist ein in Swakopmund aufgewachsener Deutsch-Namibier und war noch nie in Deutschland. Nach ein wenig Smalltalk und einer Führung durch das beeindruckende Hauptgebäude des Camps übergibt uns Michael an Ulrike, die uns zu unserem Bungalow führt. Ulrike ist Deutsch-Namibierin und ging 12 Jahre in Garmisch-Partenkirchen zur Schule (die Hintergründe sind uns nicht bekannt) und spricht nativ deutsch, jedoch mit deutlichem bayerischem Akzent.
Wie das Hauptgebäude, wirkt der großzügige Wohn-Bungalow auf uns, als befänden wir uns in einem Traum. Trotz aller Beschreibungen treffen wir auf eine
Oase, wie wir sie uns auch mit Phantasie nicht vorstellen konnten. Im Nirgendwo einer irreal anmutenden Landschaft umgibt uns Luxus ohne Internet, Telefon, TV, Air Condition, der gleichzeitig nah und fern, unermesslich kostbar und großzügig, zugleich aber auch unaufdringlich wirkt und mit Anmutungen intimer Privatheit wie selbstverständlich auftritt.
Über die gesamte verglaste Rückseite des Bungalows breitet sich eine Terrasse
mit mehreren Zugängen aus, die in Stufen zum Kunene abfällt und von Bäumen sowie einem aus Ästen bestehendem Dach beschattet wird.
Die ersten Eindrücke erweisen sich nicht als Fake. Obwohl auf diesem Niveau Fortsetzungen oder gar Steigerungen kaum vorstellbar sind, erleben wir sie permanent in unbeschreibbarer Intensität. Jim, unser us-amerikanischer Freund, der mit seiner Frau Nola und mit uns heute angereist ist, blickt als wohlhabender Zeitgenosse auf viele, weite und oft auch luxuriöse Reisen zurück. Unsere überwältigenden Eindrücke des
Ensembles von Landschaft und Camp kommentiert Jim mit den Worten: "The most beautiful place I've ever seen". Wir stimmen zu.
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