Mittwoch, 24. Februar 2016

Skeleton Coast - Kunene River Cruise, Nature Drive im Hartmann Valley

Kunene RiverHartmann Valley Die wilden Landschaften am Kunene und im Hartmann Valley(1) erkunden wir auf 2 Exkursionen, die zu den intensivsten und beeindruckendsten Erfahrungen der gesamten Reise zählen.
Am Morgen unternehmen wir bei großer Hitze eine Bootsfahrt auf dem Kunene, den zahlreiche Nilkrokodile bewohnen. Zwar sind Krokodile nachtaktiv, aber im Fluss zu baden oder nur die Hand ins Wasser zu halten, ist nicht ratsam. Attacken sind selten, verlaufen jedoch oft tödlich.(2)
Nach dem Lunch haben wir die Wahl zwischen einer geführten Quad Bike Tour durch Dünen oder einem Nature Drive im Hartmann Valley. Wir sind uns mit Nola und Jim einig, den Nature Drive zu bevorzugen und die Quad Bike Tour abzulehnen. Guide Dawid gesteht, froh darüber zu sein, wenn Gäste die Quad Bike Tour nicht mögen.

Kunene River Cruise  - Fotogalerie Kunene
Hauptgebäude Serra Cafema Camp am Kunene River Nach gutem Frühstück mit Spiegeleiern (sunny side up) und schmackhaftem frischen Brot besteigen wir am Anleger des Serra Cafema Camps ein von einem Außenbordmotor angetriebenes Boot. Guide Dawid übernimmt die Rolle des Kapitäns und verblüfft uns mit umfassenden Kenntnissen über Flora, Fauna, Geologie, Geschichte und Politik der Region. Keine Frage bleibt unbeantwortet. Die Qualität seiner Antworten weisen ihn als Experten aus.







Blick vom Kunene auf metamorphes Gestein am Angola-Ufer Vom Boot blicken wir auf interessante Felsformationen. Dawid identifiziert sie als metamorphes Gestein, bei dem es sich um bis zu 2 Milliarden Jahre altes magmatisches Tiefengestein eines erdgeschichtlich nicht gesicherten Urkontintents handelt, der zeitlich weit vor Gondwana bestand. Durch tektonische Prozesse sind diese ehemals 15-20 km tief liegenden Strukturen an die Oberfläche gelangt.(3) Für Geologie und ihre Prozesse scheint sich Jim deutlich weniger zu interessieren als für Vögel. Er würgt Dawids Vortrag ab, um ihn über Vögel zu befragen. Das Verhalten gefällt uns nicht und über die Geologie des Gebietes hätten wir gerne mehr erfahren. Sprachliche Defizite halten uns von einer Diskussion ab.




Baboons am Kunene River Bewundernswert kenntnisreich informiert uns Dawid über die Botanik der Region und  ihre spezifischen Bäume, Sträucher, Gräser. Die fremden Namen der für uns exotischen Botanik überfordern uns. Lediglich einige Real Fan Palms (auch als Makalani Palmen bezeichnet) am Angola-Ufer können wir uns einprägen.
Besonders auffällig sind Kolonien von Webervögeln in Bäumen des Flussbettes. Die am Kunene verbreitete Art der Vögel baut kugelförmige Einzelnester, deren flaschenhalsartige Öffnungen nach unten führen.
In Richtung Angola-Ufer schauen wir zu einer Horde Baboons (Paviane), die sich von uns nicht stören lassen.



Nilkrokodil auf Sandbank am Kunene River Von Krokodilen ist zunächst nichts oder nur wenig zu sehen. Auf der Höhe unseres Wendepunktes blicken wir schließlich doch noch zu einem fast ausgewachsenen Krokodil, das im Schatten eines Baums auf einer Sandbank ruht und sich nicht rührt.
Nach ca. 2 Stunden endet unsere Cruise. Obwohl die Bootstour äußerst interessant ist, setzt uns die mittlerweile extreme Hitze so stark zu, dass wir froh sind, nicht länger der unmittelbaren Sonnenbestrahlung ausgesetzt zu sein.
Nach dem Lunch ist bis17:00 Uhr Siesta angesagt. Wir ziehen uns in unseren Bungalow zurück und genießen dessen Komfort. Die Hitze lässt sich nicht abschalten, sie bleibt aber im Schatten der Terrasse erträglich.



Nature Drive im Hartmann Valley(4) - Fotogalerie Hartmann Valley
Hartmann Valley Hartmann Valley Während wir gestern im Hartmann Valley in östlicher Richtung unterwegs waren, um eine Himba-Siedlung zu besuchen (Post vom 23.02.2016), führt diese Exkursion im Hartmann Valley nach Westen in Richtung des 50-60 km entfernten Atlantiks. Dawid möchte uns die Landschaft zeigen. Die Chance auf Oryxantilopen, Springböcke oder Kapfüchse ist nur klein. Wüstenlöwen der Region haben Himbas aus Furcht um ihre Kinder und Viehherden getötet.

Hartmann Valley Endpunkt unserer Fahrt ist die angrenzende Namib der Skeleton Coast. Wir blicken auf fremdartige, bizarre Landschaftsformationen, die außerhalb unseres Erfahrungshorizonts liegen und wie eine Fiktion anmuten.









Blick vom Lookout auf Kunene River Lookout im Hartmann Valley Dawid steuert einen Aussichtspunkt an, von dem wir das Tal des Kunene großräumig überschauen. Nördlich des Kunene blicken wir tief nach Angola. Das vom Bürgerkrieg ausgezehrte Land wirkt an seiner südlichen Grenze extrem lebensfeindlich.


Kunene River Valley Den traditionellen 'Sundowner' möchten wir heute im Camp auf der Terrasse des Hauptgebäudes einnehmen, von der wir auf den Kunene blicken. Per Funk gibt Dawid unsere Getränkewünsche durch.
Die Abfahrt vom Hartmann Valley in das Kunene-Tal empfinden wir erneut als riskanten Absturz. Dank Dawids Fahrkünsten erreichen wir auch heute unbeschadet die Oase des Serra Cafema Camps an der Lebensader des Kunene.


Sandowner auf Terrasse Serra Cafema Camp Bei unserer Ankunft steht der beauftragte 'Sundowner' bereit, den wir auf der Terrasse des Hauptgebäudes einnehmen. Nahtlos können wir zum Dinner übergehen, das ebenfalls auf der Terrasse mit Blick auf den Kunene serviert wird.
Auch heute genießen wir ein exzellentes Menü:
Starter: Tomatencoulis, Feta, Basilikum-Salat
Main 1: Kirchererbseneintopf mit Gersten-Timbale
Main 2: Gefüllte Hähnchenbrust mit Kartoffelpüree
Dessert: Käseplatte
Der Wein ist jedoch heute deutlich zu warm und erreicht erst im Verlauf des Abends eine angenehme Trinktemperatur.


Anmerkungen
  1. Fotogalerie Google Earth Fotos der Region 
  2. Die Charles Darwin University in Darwin (NT, Australien) dokumentiert weltweite Krokodilangriffe in der öffentlich zugänglichen Datenbank CrocBITE.
  3. Olaf Otto Dillmann: Grundzüge der Geologie von Namibien (PDF)
    TU Freiberg: Übersicht über die Entwicklung Gondwanas und die darin eingebundene Stellung Namibias 
  4. Hartmann Valley und Hartmann Mountains sind nach dem deutschen Forscher und Kolonialpolitiker Georg Hartmann (1865-1946) benannt, der von 1893 bis 1908 in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika tätig war. 1894 bis 1900 unternahm Georg Hartmann für die Kaoko-Land- und Minen-Gesellschaft drei große Expeditionen ins Kaokoveld, um die Region im Hinblick auf landwirtschaftliche und bergbauliche Verwertung zu erforschen. Auf diesen Reisen entdeckte Georg Hartmann eine bis dahin unbekannte Unterart des Bergzebras, das er nach seiner Frau Anna „Hartmannzebra“ (Equus zebra hartmannae) nannte.

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