Samstag, 27. Februar 2016

Rhino Tracking und Löwenbeobachtung im wildreichen Ongava Game Reserve

Junger Löwe nach der Jagd Schwarzes Rhino im Ongava Game Reserve In Nationalparks ist die Wildbeobachtung im Unterschied zu privaten Wildreservaten streng reglementiert.(1) Das 300 km² große private Ongava Game Reserve beheimatet neben zahlreichen Säugetieren, Reptilien und Amphibien eine große Anzahl Vogel-, Baum- und Gräserarten.(2) Guide Rio beeindruckt uns mit umfassender Kenntnis der Spezies und ihrer Namen in mehreren Sprachen inkl. biologischer Nomenklatur.
Nach unglücklicher Ankunft und enttäuschendem 'Game Drive' am Ankunftstag (Post vom 25.02.2016) erleben wir an den Folgetagen überaus erfolgreiche Wildbeobachtungen.


Rhino Tracking im Ongava Game Reserve - Fotogalerie Rhino Tracking
Rhino Tracking mit Guide Rio Das Ongava Game Reserve ist berühmt für seine Population an Breitmaulnashörnern und Spitzmaulnashörnern (White und Black Rhinos).(3) Guide Rio tut alles, um uns die beeindruckenden Kolosse aus der Nähe zu zeigen. Am ersten Abend brechen wir ein Rhino Tracking ab, weil sich die Tiere tief im dichten Gebüsch verborgen halten und wir nicht nah genug herankommen. Aufschrecken dürfen wir Rhinos auf keinen Fall. Wenn sie sich gestört oder gar bedroht fühlen, greifen sie mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h an, der wir nicht entkommen könnten. Für Notsituationen führt Rio eine großkalibrige Jagdwaffe mit.





Guide Rio Das Rhino Tracking des zweiten Abends ist ein denkwürdiger Höhepunkt unseres Aufenthaltes im Reservat. Rio hat frischen Rhino-Dung, aber auch frische Löwenspuren entdeckt. Die Tiere müssen in der Nähe sein. Wir müssen äußerst vorsichtig sein.
Rhinos sehen nur schlecht, aber sie haben ein gutes Gehör und einen exzellenten Geruchssinn. Wir müssen ihnen gegen den Wind entgegen gehen. Der Wind steht günstig. Rio geht behutsam voraus. Wir folgen ihm leise im Gänsemarsch. Lange bevor wir etwas sehen, erkennt er Rhinos im Gebüsch. "Cameras in front", flüstert Rio. Nola und ich gehen nach vorne. Der Puls beschleunigt sich.




Weißes Rhino im Ongava Game Reserve Jetzt sehen auch wir zwei kolossale White Rhinos in 20-30 m Entfernung langsam von rechts nach links an uns vorbeiziehen. Um Fotos im Gebüsch aufnehmen zu können, müssen wir uns noch ein wenig weiter vorwagen. Hoffentlich verrät uns das Klacken der Kameraverschlüsse nicht. Ungestört können wir mehrere Serien schießen und werden mutiger. Eines der Tiere blickt in unsere Richtung. Rio pfeift uns zurück und macht deutlich, dass wir uns besser vorsichtig zurückziehen.






Weiße Rhinos im Ongava Game ReserveSchwarze Rhinos im Ongava Game Reserve Mit erregtem Herzklopfen kehren wir zum Jeep zurück und fahren in Richtung Wasserloch parallel zu einem Pfad, den Rhinos regelmäßig nutzen. 2 Black Rhinos kreuzen unseren Weg und stoppen einige Sekunden für ein kurzes Fotoshooting. Heute und morgen sind wir lucky people!
Am nächsten Tag läuft uns eine White Rhino family mit Jungtier über den Weg. Kurz können wir mit dem Jeep neben ihnen herfahren, bereiten ihnen aber damit sichtlich Stress. Rio dreht ab.

Game Drive im Ongava Game Reserve - Fotogalerie Game Drive
Springböks Löwinnen am Wasserloch Die Intensität eines erfolgreichen Rhino Trackings überlagert in der Erinnerung viele andere spektakuläre und weniger spektakuläre Begegnungen mit Wild, die in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit ein nicht beschreibbares weites Spektrum des persönlichen Erlebnisraums ansprechen. Gleich mehrmals treffen wir an verschiedenen Orten auf Löwen.



Northern Black Korhaan (Weiflügeltrappe) Long-tailed Paradise Whydah (Spitzschwanz-Paradieswitwe (Vidua paradisaea) aus der Familie der Witwenvögel) Wo viele Löwen leben und jagen, haben Antilopen und Zebras Stress, sie sind Löwenfutter und können im umzäunten Wildreservat ihrem Schicksal nicht entkommen. Mit großer Vorsicht können sie es bestenfalls hinauszögern.
Vögel haben es leichter. Sie sind frei und folgen ihren eigenen Regeln. Vögeln scheint es im Ongava Game Reserve zu gefallen. Zumindest lässt ihre große Zahl darauf schließen.

Wasserloch am Ongava Tented Camp Sundowner mit Nola und Jim Erst exzellente Guides ermöglichen unsere eigenen Erlebnisse. Ihre profunden Kenntnisse, ihre Leidenschaft für Natur und ihr Sensibilität für Gäste aus aller Welt sind bewundernswert. Ohne sie würden wir von der besuchten Welt nichts oder nur sehr wenig sehen und insbesondere erfahren und erleben.
Den Sundowner nehmen wir heute im Camp zusammen mit Rio ein. Allein ihm verdanken wir großartige Erinnerungen unseres Aufenthaltes an diesem Ort.

Am Dinner, das heute akzeptabel ausfällt, nimmt Chris teil, Managerin des Camps. Nach dem Essen lenkt Jim das Gespräch auf die Guides, um anzusprechen, dass ihnen seitens Management zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird, obwohl die Guides die wichtigsten Personen für den gelungenen Aufenthalt von Gästen seien. Als Mitglied eines neuen Managements habe Chris die Chance, Veränderungen durchzusetzen und damit auch sich selbst Anerkennung zu verschaffen. Chris wird immer stiller und erklärt kleinlaut: "I will try." "Don't try, do it!", empfiehlt Jim, und wir stehen hinter ihm.
Zu vorgerückter Stunde spricht uns Jim auf Günter Grass an, dessen Die Blechtrommel er gelesen an. Jim hasst den Roman. Helfen können wir in diesem Fall nicht, weil wir den Schriftsteller und seine Werke ebenfalls nicht mögen.  

Anmerkungen
  1. Nationalparks dürfen nur innerhalb von Öffnungszeiten auf vorgegebenen Routen mit Autos oder Bussen befahren werden. Fahrzeuge dürfen nur in umzäunten 'Picnic Areas' verlassen werden. 
  2. Aufstellungen (PDF) lokaler Spezies im Ongave Game Reserve:
    - Säugetiere
    - Reptilien
    - Amphibien
    - Vögel
    - Bäume
    - Gräser
  3. Breitmaulnashörner (White Rhinos) und Spitzmaulnashörner (Black Rhinos)
    Seit ca. 50 Millionen Jahren bevölkern Nashörner mit vielen Unterarten alle Teile der Erde. Die ehemals erfolgreiche Entwicklungsgeschichte befindet sich im Niedergang. In der Gegenwart sind Nashörner akut vom Aussterben bedroht. Von 5 noch rezenten Nashornarten leben 2 im südlichen Afrika, Breitmaulnashörner (White Rhinos) und Spitzmaulnashörner (Black Rhinos). Die Schutzorganisation International Rhino Foundation nimmt weltweit insgesamt 29.000 noch wild lebende Nashörner an, darunter ca. 20.000 Breitmaulnashörner (White Rhinos) und 5000-5500 Spitzmaulnashörner (Black Rhinos).
    Der deutsche Trivialname ist aus der jeweiligen Maul- und Lippenpartie der Nashornarten abgeleitet, obwohl sich die beiden Arten in Gestalt, Körperhaltung und Ernährungsweise unterscheiden. Breitmaulnashörner entwickeln einen größeren und massigeren Körper und tragen den Kopf tiefer als Spitzmaulnashörner. Ihr vorderes Horn erreicht eine Länge von bis zu 1,5 m (ca. 1 m bei Spitzmaulnashörnern). Während sich Breitmaulnashörner ausschließlich von Gräsern ernähren, bevorzugen Spitzmaulnashörner ein größeres Spektrum an Blättern, Ästen, Zweigen verschiedener Pflanzenarten.
    Die Körperfarbe beider Arten ist hell- bis dunkelgrau und taugt daher nicht zur Unterscheidung. Die Herkunft der englischen Trivialnamen White Rhino (Breitmaulnashorn) und Black Rhino (Spitzmaulnashorn) ist unklar. Zur Etymologie der englischen Bezeichnung kursieren mehrere Erklärungen. Die plausibelste Erklärung nimmt ein Missverständnis der Bezeichnung wijd oder wyd (für „breit“) in Afrikaans an, die von Engländern in "white" umgedeutet und zur Unterscheidung der anderen Art mit der Bezeichnung "black" ergänzt worden sei.

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